Achtsamkeit im Alltag

„Was machst du, um dich zu entspannen?“, fragt der Schüler seinen Meister.

„Nichts“, erwiderte der Meister. „Wenn ich gehe, gehe ich, wenn ich esse, esse ich, und wenn ich schlafe, schlafe ich.“

„Das tun doch alle“, meinte der Schüler darauf.

„Eben nicht!“, antwortete der Meister.

Buddhistische Anekdote

Diese kleine buddhistische Anekdote trifft für mich den Nagel auf den Kopf. Wir machen alles gleichzeitig. Wir essen nicht einfach nur. Wir essen und machen dabei noch verschiedenste andere Dinge wie Radio hören, Fernsehen, am Handy oder Tablet spielen oder im Büro am Schreibtisch weiter arbeiten… Hier sind wir weit weg vom gegenwärtigen Moment.

Wir machen alles, aber nichts wirklich bewusst, weil alles in automatischen Programmen gleichzeitig abläuft. Unser Kopf und auch unser Körper kommen dadurch nicht zur Ruhe. Wenn wir ständig so durch den Alltag laufen, türmt sich dabei Stress auf – oft auch unmerklich.

Chronisch geworden, leiden wir physisch und psychisch darunter. Damit es nicht soweit kommt, müssen wir den Kreislauf der Automatismen durchbrechen. Und hier setzt die Achtsamkeit an. Wir bringen uns zurück in den gegenwärtigen Moment und weg von allem gleichzeitig Machen.

ACHTSAMKEIT IN DEN ALLTAG INTEGRIEREN

Das Tolle an der Achtsamkeit ist, wir können sie überall in jeder Situation anwenden. Beim Gehen, beim Duschen, beim Zähneputzen, beim Kaffee trinken etc. Finde das, was für Dich passt. Egal bei welcher Alltagssituation Du achtsam sein möchtest: Sammle dabei möglichst viele Eindrücke. Achte bewusst auf Kleinigkeiten und vor allem auf die Dinge, denen Du sonst keine Beachtung schenkst.

Das Wichtigste vor allem ist und bleibt aber das Üben. Achtsamkeit kann wie ein Muskel trainiert werden, aber Du musst dafür dran bleiben. Du wirst ja auch nicht zum Muskelprotz, indem Du zuhause auf dem Sofa liegst und das Fitnessstudio meidest. Genauso ist es mit der Achtsamkeit. 😉

Achtsamkeit im Alltag
Den Autopilot abschalten

Das Problem ist allerdings, dass eben weil alles bei uns automatisch abläuft, wir den aktuellen Moment zu genießen schlichtweg vergessen.

Nachfolgend daher ein paar Tipps, wie es Dir gelingt, achtsamer im Alltag zu sein.

Schritt 1: Den Autopilot erkennen

Der erste Schritt ist das Erkennen, dass wieder etwas auf Autopilot läuft bzw. dass viele Sachen gleichzeitig ablaufen.

Nehmen wir als Beispiel aus der Anekdote das Essen. Wann hast Du Dir das letzte Mal richtig Zeit fürs Essen genommen? Meistens machen wir doch noch was anderes nebenbei.

Du liest? Du spielst am Handy? Achte beim nächsten Essen darauf, was du tust, neben dem Essen.

Schritt 2: Zurück zum gegenwärtigen Augenblick

Bleiben wir beim Beispiel Essen:

Wenn Du merkst, dass Du wieder etwas anderes machst neben dem Essen, dann schalte diese Ablenkung ab.

Du spielst am Handy? Lege es möglichst weit weg. Du schaust Fernsehen? Dann schalte das Gerät für die Dauer des Essen ab. Du schreibst noch E-Mails? Dann setze Dich weg von Deinem Schreibtisch.

Widme Dich dann bewusst Deiner Mahlzeit. Schau Dir die Formen und Farben an, vielleicht dampft es und Du kannst den Dampf sehen. Rieche dein Essen vor dem ersten Bissen, schmecke es, höre den Geräuschen zu, die mit dem Kauen kommen.

Wenn wir all dies wahrnehmen, sind wir voll im gegenwärtigen Augenblick. Und das bringt unseren Geist wieder zur Ruhe.

Schritt 3: Achtsame Erinnerungen

Wie kannst du im Alltag präsenter werden?

Versuche mit Erinnerungen zu arbeiten, z.B. einem Post-It am Schreibtisch im Büro, oder „verstecke“ Post-Its am Geschirr oder im Besteckkasten zuhause.

Solche kleinen Zettel können am Anfang hilfreich sein, Dich aus Deinen Automatismen zu reißen. Auf den Zetteln kann z.B. stehen “Wenn ich esse, dann esse ich” oder “Iss bewusst”.