„Was machst du, um dich zu entspannen?“, fragt der Schüler seinen Meister.
„Nichts“, erwiderte der Meister. „Wenn ich gehe, gehe ich, wenn ich esse, esse ich, und wenn ich schlafe, schlafe ich.“
„Das tun doch alle“, meinte der Schüler darauf.
„Eben nicht!“, antwortete der Meister.
Buddhistische Anekdote
Diese kleine buddhistische Anekdote trifft für mich den Nagel auf den Kopf. Wir machen alles gleichzeitig. Wir essen nicht einfach nur. Wir essen und machen dabei noch verschiedenste andere Dinge wie Radio hören, Fernsehen, am Handy oder Tablet spielen oder im Büro am Schreibtisch weiter arbeiten… Hier sind wir weit weg vom gegenwärtigen Moment. Wir machen alles, aber nichts wirklich bewusst, weil alles in automatischen Programmen gleichzeitig abläuft. Unser Kopf und auch unser Körper kommen dadurch nicht zur Ruhe. Wenn wir ständig so durch den Alltag laufen, türmt sich dabei Stress auf – oft auch unmerklich. Chronisch geworden, leiden wir physisch und psychisch darunter. Damit es nicht soweit kommt, müssen wir den Kreislauf der Automatismen durchbrechen. Und hier setzt die Achtsamkeit an. Wir bringen uns zurück in den gegenwärtigen Moment und weg von allem gleichzeitig Machen.
Das Problem ist allerdings, dass eben weil alles bei uns automatisch abläuft, wir die Achtsamkeit schlichtweg vergessen. Nachfolgend ein paar Tipps, wie es Dir gelingt, achtsamer im Alltag zu sein.
Schritt 1: Erkennen
Der erste Schritt ist das Erkennen, dass wieder etwas auf Autopilot läuft bzw. dass viele Sachen gleichzeitig ablaufen. Nehmen wir als Beispiel aus der Anekdote das Essen. Wann hast Du Dir das letzte Mal richtig Zeit fürs Essen genommen? Es mit allen Sinnen genossen? Das heißt, Du saßt an einem Tisch, es gab keine Ablenkung von Handy, Radio, TV und Co.
Nimm Dir als erste kleine achtsame Aufgabe, zu erkennen, wann Dein Essen wieder zur Nebensache wird und Du anderes nebenbei machst – obwohl das Essen die Hauptsache sein sollte.
Schritt 2: Zurück zum gegenwärtigen Augenblick
Wenn Du merkst, dass Du wieder etwas anderes machst neben dem Essen, dann schalte diese Ablenkung ab.
Du spielst am Handy? Lege es möglichst weit weg. Du schaust Fernsehen? Dann schalte das Gerät für die Dauer des Essen ab. Du schreibst noch E-Mails? Dann setze Dich weg von Deinem Schreibtisch.
Widme Dich dann bewusst Deiner Mahlzeit. Schau Dir die Formen und Farben an, vielleicht dampft es und Du kannst den Dampf sehen. Rieche es vor dem ersten Bissen, schmecke es, höre den Geräuschen zu, die mit dem Essen kommen. Wenn wir all dies wahrnehmen, sind wir voll im gegenwärtigen Augenblick. Und das bringt unseren Geist wieder zur Ruhe.
Du kannst auch versuchen mit Erinnerungen zu arbeiten, z.B. einem Post-It am Schreibtisch im Büro, am Geschirr oder im Besteckkasten zuhause. Solche kleinen Zettel können am Anfang hilfreich sein, Dich aus Deinen Automatismen zu reißen. Auf den Zetteln kann z.B. stehen “Wenn ich esse, dann esse ich” oder “Iss bewusst”.
Achtsamkeit im Alltag
Das Tolle an der Achtsamkeit ist, wir können sie überall in jeder Situation anwenden. Beim Gehen, beim Duschen, beim Zähneputzen, beim Kaffee trinken etc. Finde das, was für Dich passt. Egal bei welcher Alltagssituation Du achtsam sein möchtest: Sammle dabei möglichst viele Eindrücke. Achte bewusst auf Kleinigkeiten und vor allem auf die Dinge, denen Du sonst keine Beachtung schenkst.
Das Wichtigste vor allem ist und bleibt aber das Üben. Achtsamkeit kann wie ein Muskel trainiert werden, aber Du musst dafür dran bleiben. Du wirst ja auch nicht zum Muskelprotz, indem Du zuhause auf dem Sofa liegst und das Fitnessstudio meidest. Genauso ist es mit der Achtsamkeit. 😉
Habe Geduld und übe fleißig.